Sprachstil und Sprachregeln bei wissenschaftlichen Arbeiten

Ein freiberuflicher Lektor überarbeitet den Sprachstil Ihrer wissenschaftlichen Arbeit:
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Ort / Stadt
Bundesland
Land



In einem wissenschaftlichen Text wird ein sachliches Thema dargestellt, es werden neue Forschungsergebnisse präsentiert und zur Diskussion gestellt.

Wichtig ist, dass klare Gedanken zum Ausdruck gebracht werden, die nachvollziehbar und verständlich sind.
Nicht zuletzt muss ein wissenschaftlicher Text dennoch attraktiv sein und zum Lesen einladen. 

Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion beachten

An jeden Text wird die Grundforderung gestellt, dass er rechtschreiblich und grammatikalisch richtig sein muss.
Auch die Zeichensetzung sollte den aktuellen Regelungen entsprechen.

Ein Text, der diese Anforderungen nicht erfüllt, wird von Anfang an als minderwertig eingestuft, sogar Rückschlüsse auf die Qualität der wissenschaftlichen Ergebnisse werden teilweise gezogen. 

Ein Text, der viele sprachliche Fehler aufweist, ist weniger gut verständlich und kann sogar sinnentstellt sein.
Dies schlägt sich natürlich auf die Bewertung nieder.

Fehler, die vermeidbar gewesen wären, wenn ein Wörterbuch zur Hilfe genommen worden wäre, werden bei der Bewertung nicht toleriert und führen zum Punktabzug. 

Sprachstil und Sprachregeln Wissenschaft

Treffende Formulierungen finden

Sie als Autor des Textes müssen wissen, was Sie dem Leser eigentlich sagen wollen.
Beantworten Sie sich daher selbst die Frage: Was genau will ich sagen? 

Versuchen Sie, die eigenen Gedanken in Worte zu fassen und dabei kurze Ausdrücke zu wählen.
Die Gedanken sollen exakt formuliert werden.

Prüfen Sie nach dem Schreiben, ob sich Ihre niedergeschriebenen Gedanken mit dem decken, was Sie ausdrücken wollten.

Sollten Ihnen hier Zweifel kommen, suchen Sie besser nach anderen Formulierungen.

Der Leser soll wissen, was gemeint ist, ohne dass Interpretationen nötig sind.

Ihre Leser werden Ihre Arbeit bewerten, es wird sich um Gutachter handeln.
Diese müssen den Text verstehen können und sollten nicht darüber nachdenken:
Was will uns der Autor damit sagen?

Sofern Sie den Eindruck haben, dass Sie Ihre Formulierungen erklären müssen, sind sie ungünstig gewählt und sollten ersetzt werden.
Wenn Ihr Prüfer die Arbeit liest, werden Sie schließlich nicht dabei sein und Erklärungen abgeben können. 

Ihre Aussagen müssen logisch und nachvollziehbar sein, sie dürfen keine Widersprüche aufweisen!


Die passende Wortwahl finden

Folgende Kriterien muss ein wissenschaftlicher Text erfüllen: 
grüner Haken Er muss klar uns sachlich richtig sein. 
grüner Haken Er muss eine Aussage enthalten. 
grüner Haken Er muss eindeutig und unmissverständlich sein. 
grüner Haken Die Aussagen sind kurz und prägnant. 
grüner Haken Die Sprache ist direkt und anschaulich. 

Wichtig ist, dass Sie im Hinterkopf behalten, dass Sie es den Lesern so einfach wie möglich machen müssen.
Die eigentliche Arbeit haben Sie als Autor des Textes, der Leser soll keine Probleme oder Interpretationsspielräume haben. 

Fassen Sie sich daher kurz, denn wer viel schreibt, geht ein höheres Risiko ein, falsch verstanden zu werden.

Seien Sie bei der Formulierung aber nicht zu genau, denn oft wird damit das Verständnis behindert und nicht vereinfacht. 

Setzen Sie keine Füllwörter ein bzw. versuchen Sie, diese zu vermeiden.
An einigen Stellen ist es aufgrund der besseren Lesbarkeit nicht zu vermeiden, mit Füllwörtern zu arbeiten, diese sollten aber mit Bedacht und Vorsicht eingesetzt werden.

Häufig ergeben sich unnötige Wörter durch die „Krankheit der Substantivitis“.
Das heißt, es werden Sachverhalte mit Substantiven ausgedrückt, obwohl die Verwendung eines Verbs die Sprache eindeutig vereinfachen würde. 

Ebenfalls vermeiden sollten Sie Übertreibungen und Verallgemeinerungen.
Gerade in der Wissenschaft darf nichts verallgemeinert werden, denn meist gilt ein Sachverhalt nicht für alle Wissenschaften oder Wissenschaftsbereiche gleichermaßen. 

Verpönt sind unscharfe Mengenangaben.
In Wissenschaft und Technik kann niemand etwas mit Angaben wie „hoch“ oder „klein“ anfangen.

Wie genau ist „hoch“ definiert?
Was bedeutet das, was ist niedriger?

Versuchen Sie daher, mit konkreten Zahlen zu arbeiten, um eine zu bewertende Menge anzugeben.
Verwenden Sie Einschränkungen (zum Beispiel „zum Teil“), so sollten Sie darauf hinweisen, was mit der anderen Gruppe, dem anderen Teil geschieht.
Wie verhält sich ein Sachverhalt für den anderen Teil? 

Achten Sie bei der Wortwahl zudem auf die folgenden – übrigens sehr beliebten – Fehler: 
grüner Haken Verwenden falscher Steigerungsformen
grüner Haken Nutzen falscher Vorsilben
grüner Haken Verwenden überflüssiger Vorsilben
grüner Haken Einsetzen von Angstwörtern („wohl“, „gewissermaßen“ u. ä. stehen dafür, dass der Autor scheinbar Angst hat vor konkreten Aussagen)


Einsatz von Fachtermini

In jedem wissenschaftlichen oder technischen Fachbereich gibt es Fachtermini, die einen Sachverhalt kurz und knapp beschreiben und dabei helfen sollen, Dinge korrekt zu benennen, ohne dass es einen Zweifel gibt.

In wissenschaftlichen Texten ist die Verwendung von Fachwörtern durchaus sinnvoll, geht es allerdings um die bloße Verwendung von Fremdwörtern, ist Vorsicht geboten.
Dabei gilt die Regel, dass so wenige Fremdwörter wie möglich verwendet werden sollten.

Ein verständlicher Ausdruck ist immer vorrangig zu betrachten.
Nur dann, wenn ein Sachverhalt ohne Verwendung von Fach- und Fremdwörtern eher ungenau beschrieben werden kann, sollten diese eingesetzt werden. 

Wenn Sie als Student eine wissenschaftliche Arbeit anfertigen und wissen, wer Ihr Prüfer ist, sollten Sie sich einige Arbeiten von diesem besorgen und sie lesen.

Sie erfahren so, ob der Prüfer Anhänger von Fremdwörtern ist oder nicht, und können die eigene Arbeit entsprechend anpassen.

Wichtig: Gerade Fach- und Fremdwörter müssen unbedingt rechtschreiblich richtig sein!


Ich oder man?

Jeder Verfasser eines Textes steht irgendwann vor der Frage, ob er in der Ich- bzw. Wir-Form sprechen soll oder ob lieber die Man-Form verwendet wird.

Allgemein wird empfohlen, eine eher unpersönliche Form der Ansprache zu wählen.

Vermeiden Sie das konkrete „ich“, sondern formulieren Sie stattdessen besser ohne Verwendung eines solchen Pronomens.

Ausnahme: Wenn im Text die eigene Meinung verdeutlicht werden soll, muss natürlich von „ich“ gesprochen werden.

Informieren Sie sich vorab bei Ihrem Prüfer oder Betreuer, wie Sie formulieren sollten. „Man“ und „wir“ sind aber generell nicht erwünscht. 

In dem Zusammenhang stellt sich ein weiteres Problem der deutschen Sprache dar:
die vielen männlichen Ausdrucksformen wie Teilnehmer, Bürger, Studenten usw.

Verwenden Sie statt einer weiblichen und einer männlichen Form besser eine neutrale Formulierung („Studierende“).

Oftmals stört die Verwendung beider Formen den Lesefluss.

Auch die oftmals beliebten Konstruktionen mit dem großen „I“ in der Mitte sind beim Lesen wenig hilfreich.

Nutzen Sie stattdessen lieber die Möglichkeit:
Sie weisen anfangs darauf hin, dass Sie der Einfachheit halber nur eine Ausdrucksform verwenden, damit aber stets beide Geschlechter meinen. 


Durchziehen des roten Fadens

In jedem Text muss sich ein roter Faden wiederfinden, damit die Arbeit lesbar und nachvollziehbar ist.

Dabei kommt es darauf an, dass jeder Satz inhaltlich richtig ist und in den Textzusammenhang passen muss.

Alle Sätze, die keinen wirklichen Inhalt oder Sinn haben, sollten Sie konsequent streichen. Wichtige Informationen gehören in die Hauptsätze und sollten keinesfalls am Rande erwähnt werden.

Die Nebensätze sind den detaillierten Beschreibungen vorbehalten und bieten Raum für verknüpfende Aussagen. 

Sätze sollten kurz sein, denn die Geschwindigkeit des Lesens wird durch lange Schachtelsätze unnötig behindert.
Außerdem ist ein Text, der nur aus langen Sätzen besteht, schwerer verständlich.
Schwer verständliche Texte wiederum werden meist schlechter bewertet.

Wichtig: Alle Satzteile, die logisch und lesetechnisch zusammengehören, dürfen nicht weiter als sechs Wörter oder zwölf Silben voneinander getrennt stehen.

Das heißt in der Praxis, dass Subjekt und Prädikat möglichst zusammengehören, Artikel und Substantiv sowie Teile des Verbs in unmittelbare Nähe zueinander zu setzen sind.

Insgesamt sollten die Sätze niemals länger als drei Zeilen werden. 

Beginnen Sie mit Hauptsätzen und stellen Sie die Nebensätze hinten an.
Da das auf Dauer aber ermüdend wirkt, schreiben Sie teilweise den Nebensatz zuerst. Dieser muss jedoch auf den Hauptsatz im zweiten Teil hinweisen. 

Bezüge in den Sätzen müssen sich auf ein Hauptwort beziehen und dürfen keine Zweifel daran lassen, auf welches.
Auch hier sind Interpretationen unerwünscht.